Posaunenchöre

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"Was ist ein Posaunenchor?" - Video des Evangelischen Posaunendienstes in Deutschland

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Bläserarbeit in der Gemeinde

  • Posaunenchöre gehören zu den stabilsten und langlebigsten Gruppen in ihren Kirchengemeinden.
  • Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht der Choral und der Gottesdienst. Ihre Mitgestaltung führt die Posaunenchöre mit anderen Gestaltenden von Gottesdiensten zusammen.
  • In Posaunenchören werden darüber hinaus alle Musikstile von Alter Musik, über Klassik bis hin zu Rock und Pop gepflegt.
  • Die Arbeit von Posaunenchören hat neben dem verkündenden auch missionarische, gemeinschaftsfördernde und diakonische Aspekte.
  • Posaunenchöre besuchen Menschen (z.B. Jubilare) und Einrichtungen (z.B. Heime und Krankenhäuser).
  • In Posaunenchören finden häufig Familien zu gemeinsamem Handeln.
  • In Posaunenchören wird altersunabhängig gearbeitet. Generationenübergreifende Arbeit gelingt problemlos (z.B. im Vergleich zu Sängerchören, Bands).
  • Mitglieder von Posaunenchören bilden häufig ein Potential zur Übernahme anderer ehrenamtlicher Aufgaben im Rahmen der Kirchengemeinde.
  • In Posaunenchören gelingt eine Form der Jugendarbeit, die nicht mit Ausbildung, Abitur, Studium, Berufsleben oder dem Erwachsenwerden endet.
  • In Posaunenchören sind klare Arbeitsformen mit eindeutigen Zielsetzungen gegeben.
  • In Posaunenchören kann auf individuelle Fähigkeiten und Grenzen der Mitglieder eingegangen werden und können doch die Ziele gemeinsam erreicht werden.
  • Posaunenchöre sind wenig abhängig von aktuellen gesellschaftlichen oder geistigen Strömungen und damit besonders beständig.

Angebote auf Bezirks- und Kirchenkreisebene:

  • Chorschulungen
  • Vorbereitung und Durchführung von Projekten
  • Sprengel- und Kreisposaunenfeste
  • Aufbau und Betreuung von Anfängergruppen
  • Gestaltung von Chor- und Bläserjubiläen
  • Aufbau von neuen Posaunenchören
  • Vermittlung bei Problemen

Angebote auf landeskirchlicher Ebene:

  • Ausbildung von Chorleitern und Jungbläserausbildern
  • Ausbildung von Bläsernachwuchs
  • Allgemeine Bläserseminare für Anfänger und Fortgeschrittene
  • Bläserseminare mit wechselnden Themenschwerpunkten wie zum Beispiel Trompeten- und Posaunenworkshops, Jazz, Rock, Pop...
  • Bläserfreizeiten für Kinder und Jugendliche: Zeltlager in der Bretagne, Inselfreizeiten, Mitmachmusicals
  • Bläserfreizeiten für junge Erwachsene und Familien
  • Landesposaunenfeste
  • Jahrestreffen und Chorvertreterversammlungen
  • Informationen zum Instrumentenverleih
  • Finanzielle Unterstützung für Instrumentenbeschaffung und Fortbildungen auf Gemeinde- und Kirchenkreisebene

Geschichte der hannoverschen Posaunenchorarbeit

1849 Hermannsburg ist die Geburtsstätte der Hannoverschen Posaunenarbeit. Louis Harms (1808–1865) gründet 1849 die Hermannsburger Mission. Theodor Harms (1819–1885), Louis Harms jüngerer Bruder und für die Ausbildung der Missionsschüler verantwortlich, führt das Blasen als Pflichtfach ein. So entsteht 1849 in Hermannsburg der erste Posaunenchor.
Der Missionsgedanke, der sich rasch ausbreitet, transportiert gleichzeitig eine musikalische Idee: Begleitung der singenden Gemeinde durch einen Posaunenchor.

Ab 1872 erwächst der jungen Posaunenbewegung im Stephansstift, der 1869 in Hannover gegründeten Diakonenanstalt, eine neue Förderstätte. P. Ludolf Fricke (1840–1899) baut mit Diakonenschülern einen Posaunenchor auf und setzt sich energisch für weitere Chorgründungen im Land ein.

1887 feiern ca. 240 Bläser in Hannover auf Einladung Frickes das erste Landesposaunenfest.

1888 erscheint in Hermannsburg das erste Choralbuch für Posaunenchöre: „Hallelujah“ – 159 Choralsätze, 4-stg., in Militärschreibweise.

1891 beruft der „Ev. Verein“ (seit 1868 in Hannover für die Förderung der Inneren Mission tätig) Pastor Otto Strecker (1851–1927) zum 1. Vereinsgeistlichen. Er ist u.a. für die Pflege der Posaunensache zuständig und wird zum tatkräftigen Förderer der Posaunenchöre.

1894 Der Ev. Verein stellt auf Initiative Streckers den Diakon Carl Sauer (1869–1927) als ‚Vereinsagent’ für die fachliche Betreuung der Posaunenchöre an (1. „Posaunenwart“!).

1898 Von der ‚Bewegung’ zur Organisation: P. Strecker gründet in Hannover den „Gesamtverband Hannoverscher Posaunenvereine“.

1899 Pastor Strecker gibt den Chören das „Choralbuch zum ev.-luth. Gesangbuch der Hannoverschen Landeskirche“ an die Hand (239 Choralsätze in klingender Schreibweise).

1905/1908 Pastor Wilhelm Lüßenhop (1869–1935) wird neuer Verbandsvorsitzender, Diakon Wilhelm Albrecht (1881–1913) neuer Verbandsagent an Stelle von Carl Sauer.

1908 Ein folgenreicher organisatorischer Schritt: Der Gesamtverband wird in den „Provinzialverband der Jünglingsvereine, CVJM und Posaunenvereine“ umgewandelt. Jugend- und Posaunenarbeit werden in einer gemeinsamen Organisation zusammengefasst.

1909 Der Stephansstiftsdiakon Georg Denks (1878–1960) wird vom Provinzialverband als Verbandssekretär für die Posaunenchöre angestellt.

1921 wird der antiquierte Provinzialverband zum „Landesverband der christl. Jungmännervereine und Posaunenchöre“ umgebildet

1922 Die neue Ära nach dem 1. Weltkrieg bringt mit dem Wechsel von der Monarchie zur Demokratie auch die Trennung von Kirche und Staat. 1922 konstituiert sich die Ev.-luth. Landeskirche Hannovers mit August Marahrens (1875–1950) als Landesbischof.

1924 übernimmt der neue Vorsteher des Stephansstifts, Pastor Johannes Wolff (1884–1977) den Verbandsvorsitz. Die 20-er Jahre sind durch rege Kreisverbandstätigkeit und die Einrichtung seiner systematischen Chorleiterfortbildung (alljährliche Kurse im Stephansstift) geprägt.

1933 Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers kommen auch die Posaunenchöre unter staatliches Diktat. Auf Verordnung des Präsidenten des „Reichsverbandes für Ev. Kirchenmusik“ Prof. Stein haben sich alle Posaunenchöre zum "Verband evangelischer Posaunenchöre“ zusammenzuschließen.

1934 Am 8.5. wird der „Verband evangelischer Posaunenchöre“ als Teil der Reichsmusikkammer gegründet. An der Spitze des „Pflichtverbandes“ steht der glaubwürdige und willensstarke Pfarrer Fritz Bachmann (1900–1961).
In der Hannoverschen Landeskirche schließen sich die meisten Posaunenchöre dem neuen Verband an.

Am 25.6. wird Georg Denks (1878–1960) zum Landesobmann und Leiter des Hannoverschen Verbandes ernannt. Er bemüht sich als bekenntnistreuer Mann unermüdlich um das fachliche und geistliche Profil der Bläser und hält damit die Posaunenarbeit in Takt. 14./15. Juli findet mit 500 Bläsern das Landesposaunenfest in Stade statt.

1935 Heinrich Himmler verbietet Auftritte in der Öffentlichkeit. Die zunehmende Beeinträchtigung der Entfaltungsmöglichkeiten der Posaunenchöre hat die Auflösung von Chören zur Folge. Andere lernen ihren Dienst als Bekenntnis zu Kirche und Bibelglauben zu verstehen.

1938 Am 28./29. Mai kommt es noch zu einem weiteren Landesposaunenfest mit 700 Bläsern in Soltau.

1939 Das Gesamtbild bis zum Kriegsbeginn zeigt handlungsfähige Posaunenchöre, die ihre Chancen auch nutzen. Fritz Bachmann gibt ein Bändchen „Lasst eure Lieder klingen“ mit schlichten Choralbegleitsätzen heraus. Mit Beginn des Krieges ist die Aufgabe nahezu aller Posaunenfeste zu beobachten. Einzelne Chöre können ihren Dienst bis kurz vor dem Zusammenbruch ausüben.

1941 Denks gründet zur Unterstützung des Landesobmanns einen Landesposaunenrat.

1945 Georg Denks hat das Posaunenwerk durch den Weltenwandel geführt, in der Besatzungszeit und in der Phase des beginnenden Wiederaufbaus Impulse gegeben.

1947 Erste Sitzung des Landesposaunenrates nach dem Krieg.

1948 Pastor Georg Albrecht (* 1909) wird Landesobmann (geistliche Leitung des Posaunenwerkes). Der alte Landesverband verwandelt sich 1948 in das „Posaunenwerk der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers“.

1949 Das erste Landesposaunenfest nach dem Kriege findet in Bargstedt statt.

1950 Mit 72 Jahren wird „Vater Denks“ aus dem Amt des Landesposaunenwartes in den Ruhestand entlassen. Sein Nachfolger in der musikalischen Leitung des Werkes wird Hans-Jürgen Lange (1925–2020), ein qualifizierter Kirchenmusiker (A) mit Bläserpraxis, ein Diakon in der Tradition der Brüder des Stephansstiftes (1973–1989 Vorsitzender des Vorstandes der Diakoniegemeinschaft). Das Ziel des Werkes ist, durch Qualität die musikalische Verkündigung der christlichen Botschaft zu fördern.

Die Chorzahlen steigen von 450 auf 850 an. Das hängt mit solider Arbeit Hans-Jürgen Langes zusammen und einer steigenden Zahl von qualifizierten Mitarbeitern (bis zu 9 hauptamtlichen Posaunenwarten), die nunmehr dezentral in den Sprengeln arbeiten.

1958 Hans-Jürgen Lange wird zum Kantor ernannt.

1963 Die Chorleiterausbildung wird intensiviert. Es gibt jetzt geprüfte Posaunenchorleiter, die die Qualität der bläserischen Arbeit vor Ort fördern (D- oder C-Abschluss).

1966 Hans-Jürgen Lange wird zum Kirchenmusikdirektor ernannt. Hans-Joachim Sassenberg (1911–1979) wird neuer Landesobmann

1967 Das Posaunenwerk wird ein Arbeitsgebiet im Amt für Gemeindedienst; Ende der institutionellen Unabhängigkeit.

1975 Dr. Joachim Stalmann (1931–2023) Landesobmann.

1986 Friedrich Drude (* 1932) Landesobmann

1990 Am 31.5. wird Landesposaunenwart Hans-Jürgen Lange nach 40 aktiven und bewegten Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Unter Wahrung des geistlichen Auftrags hat er mit seinen Mitarbeitern das Qualitätsbewusstsein für „gehobene Literatur“ geweckt, der bläserischen Arbeit viele Impulse gegeben und den einzelnen Sprengeln ihre ganz besondere Bedeutung. Überregional war Hans-Jürgen Lange 1962–1992 Vorstandsmitglied im Posaunenwerk der EKD, hat die Arbeitsgemeinschaft der Posaunenwarte im Posaunenwerk der EKD mitgegründet, arbeitete im Musikausschuss mit und war Schriftleiter des „Der Chorleiter“. 1961–1989 wirkte er bei der Vorbereitung und Durchführung der deutschen ev. Kirchentage mit.

1991 Sein Nachfolger wird ein junger und dynamischer Bläserfachmann, nämlich Günter Marstatt (* 1959). Mit seinem Dienstantritt am 1.1.1991 war die Zeit der Diakone im Posaunenwerk – bis auf Heinrich Buzmann – vorbei. Als leitender Landesposaunenwart trägt G. Marstatt mit seinen hervorragenden Fachkenntnissen und in der Zusammenarbeit mit den Landesobmännern und den Landesposaunenwarten die musikalische Verantwortung für das Werk, bis es zu Umstrukturierungen und Neuzuordnungen der Aufgabenbereiche kommt.

1994 Dieter Stuckenschmidt (* 1937) Landesobmann

2001 Wolfgang Gerts (* 1948) Landesobmann

2004 Das Posaunenwerk wird ein Arbeitsbereich des Michaelisklosters Hildesheim, Evangelisches Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik.

2013 Marianne Gorka wird Landespastorin für die Posaunenchorarbeit (statt "Landesobfrau")

2024 Nach dem Wechsel von Marianne Gorka ins Amt der Regionalbischöfin im Sprengel Lüneburg wird Andrea Mahlke Landespastorin für Posaunenchorarbeit.

Lektüre zur Geschichte der Posaunenarbeit: Hans-Jürgen Lange „Sein Lob tön’ im Posaunenschalle“ – Die Geschichte der Posaunenarbeit in der Hannoverschen Landeskirche, ISBN 3-8258-4400-5

Adolf Höhle